Diesmal auf der Agenda: drei Wochen quer durch Japan, mit einem Stopover auf dem Hinweg in Seoul. Mit dabei: Frank und der ehrenwerte Herr Midori, mein grünes Begleitmonster.
Dialog - 4½ Inseln
- 4½ Inseln 18.05.2019
- Teil 1: Seoul 21.05.2019
- Teil 2: Reise Südkorea - Japan 22.05.2019
- Teil 3: Nagasaki 23.05.2019
- Teil 4: Kagoshima 24.05.2019
- Downtown Hiroshima 24.05.2019
- Teil 5: Hiroshima 29.05.2019
- Teil 6: Kyoto 30.05.2019
- Teil 7: Gora & Fuji 02.06.2019
- Teil 8: Matsumoto 04.06.2019
- Teil 9: Nagano 05.06.2019
- 10. und letzter Teil: Sapporo 07.06.2019
4½ Inseln ↑
...und los geht's! Diesmal auf der Agenda: drei Wochen quer durch Japan, mit einem Stopover auf dem Hinweg in Seoul. Mit dabei: Frank und der ehrenwerte Herr Midori, mein grünes Begleitmonster.
Teil 1: Seoul ↑
Nach einem langen Flug ist es geschafft; und wir landen in Seoul. Einen Power Nap später treibt uns der Hunger vor die Tür und in den Nieselregen. Die Neonreklamen überall spiegeln sich in den nassen Straßen, während wir die Gegend ums Hotel erkunden und ein Restaurant suchen. Der nächste Tag belohnt uns mit tollem Wetter. Wir erkunden das ausgedehnte Gelände des Gyeongbokgung-Palasts und erlaufen danach den Jung-Gu Distrikt bis zum N Seoul Tower, von dem aus eine tolle Rundumsicht einem klar macht, wie groß das Stadtgebiet ist! Am zweiten Tag erkunden wir per Bus den Stadtbezirk Gangnam und das Gebiet am Fluss.
Was ich gelernt habe: Am Abend des zweiten Tages sind wir von einem Bekannten von Frank zu einem koreanischen BBQ eingeladen. Ohne fachkundige Begleitung wirkt das Prozedere durchaus verwirrend - jetzt weiß ich, wie das funktioniert; aber auch, dass man danach noch mal etwas essen geht(!). Ein tolles Erlebnis auf jeden Fall.
Was ich wieder machen würde: Diese Stadt besuchen. Zwei Tage sind definitiv zu kurz, und es gibt noch viel zu erkunden, was wir aus Zeitgründen weglassen mussten. Vor allem ein Ausflug zur Grenze mit Nordkorea, wofür man einen ganzen Tag einplanen sollte, stände auf dem Plan.
Teil 2: Reise Südkorea - Japan ↑
Der KTX bringt uns auf dem ersten Teil der Reise von Seoul nach Busan, der zweitgrößten Stadt in Südkorea. Dort haben wir zwei Stunden Zeit, die Stadt zu erkunden, bevor wir für die Fähre nach Fukuoka in Japan einchecken müssen. Beim kleinen Rundgang vom Bahnhof aus überraschen uns viele russische Restaurants und russische Inschriften an Läden - stellt sich heraus, dass es hier eine russische Minderheit gibt. Nachmittags geht es dann auf die Schnellfähre, die uns in drei Stunden über das japanische Meer nach Hakata bringt.
Was ich gelernt habe: In Südkorea kann man Wertsachen bedenkenlos offen herumliegen lassen, meinte Stefan, der Bekannte von Frank: Leute besetzen bspw. mit ihren Geldbeuteln oder Handtaschen einen Tisch. Im Hafen von Busan probieren wir das aus und lassen aus Mangel an Schließfächern unsere Koffer einfach mitten im Terminal stehen - dort stehen auch andere Gepäckstücke ohne ihre Besitzer. Nach dem zweistündigen Stadtrundgang ist alles an Ort und Stelle.
Was ich wieder machen würde: Südkorea mit dem Zug bereisen. Einfach und komfortabel, schnell und kostengünstig: Die mehr als 400 Kilometer schafft der Zug in etwa zweieinhalb Stunden, für 60 € pro Person in der ersten Klasse.
Teil 3: Nagasaki ↑
Nach dem Frühstück tauschen wir unseren Gutschein gegen einen echten JR Rail Pass ein und brechen von Hakata mit dem Zug nach Nagasaki auf. Die Fahrt führt teilweise sehr kurvenreich und durch etliche kurze Tunnels direkt entlang der Küste. Nachdem wir unser Gepäck am Bahnhof untergebracht haben, laufen wir entlang der Tramgleise in die Innenstadt. Dort reihen sich Tempel an Tempel, und Brücke an Brücke. Nach dem bunten Trubel von Chinatown brauchen wir eine kurze Pause. Abends geht es dann weiter mit dem Shinkansen nach Kagoshima.
Was ich gelernt habe: Die zweite Atombombe der Menschheit wurde über Nagasaki abgeworfen - dieser Fakt war mir bekannt. Da der Abwurf nicht direkt über der Stadt, sondern mehr als drei Kilometer außerhalb passierte, gab es hier relativ viele Hibakusha (Überlebende der Atombomben-Abwürfe, siehe Wikipedia) - sowohl diese Tatsache als auch der Begriff waren mir neu.
Was ich wieder machen würde: Im Nagasaki Seaside Park unter einem schattigen Baum sitzen und mir die Meeresluft um die Nase wehen lassen.
Teil 4: Kagoshima ↑
Abends beschließen wir, uns am Tag darauf den Sakurajima, einen aktiven Vulkan vor den Toren der Stadt, anzuschauen und auf dem dortigen "Lava Trail" zu laufen. Am nächsten Tag begrüßt uns ein strahlend blauer Himmel, ein rauchender Vulkan und 30°C Außentemperatur. Auf der Wanderung entlang der Küste erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Reise, und halten für ein paar Minuten inne. Die Meeresbrise auf der 15-minütigen Rückfahrt mit der Fähre tut richtig gut! Am Nachmittag geht es weiter nach Hiroshima.
Was ich gelernt habe: Wie der hier traditionell hergestellte Shōchū, ein japanischer Wodka, schmeckt; und was echte Ramen-Nudeln von den Fertiggerichten, die man bei uns im Supermarkt kaufen kann, unterscheidet.
Was ich wieder machen würde: Der Sakurajima ist dieses Jahr bereits 41 mal ausgebrochen; und letztes Jahr mehr als 200. Wie so etwas aussieht zeigt dieses Video. Trotzdem würde ich hier wieder wandern gehen!
Downtown Hiroshima ↑
Auf der abendlichen Entdeckungstour durch die moderne Innenstadt.
Teil 5: Hiroshima ↑
Abends machen wir uns auf dem Weg in die Stadt auf der Suche nach etwas zu essen. In der lebendigen, fußgängerfreundlichen Innenstadt reihen sich hunderte kleine Restaurants aneinander, und bieten eine breite Palette an verschiedenem Essen. Zu unserem Glück sind häufig englische Menüs verfügbar, oder solche mit Bildern. Am nächsten Tag geht es nach Miyajima mit dem hölzernen Torii, was vor der Küste im Wasser steht. Ein toller Moment dort ist die Aussicht vom Gipfel des Mt. Misen. Auf dem Rückweg gehen wir zum Friedensdenkmal in Hiroshima. Der "Genbaku Dōmu" ist eine der wenigen Gebäuden, die am 06. August 1945 nicht vollständig zerstört wurden.
Was ich gelernt habe: Das Gefühl, am Ort der wohl vernichtendsten Kriegshandlung der Menschheit zu stehen; das ist irgendwie unbeschreiblich. Beklommen fühlt man sich, nachdenklich, verstört. Im Friedenspark brennt eine Flamme, deren Feuer erlöschen soll, wenn weltweit die letzte Atombombe vernichtet ist. Ich hoffe, es gibt diesen Tag.
Was ich wieder machen würde: Okonomiyaki essen - diese Spezialität aus Pfannkuchen, Nudeln, Fleisch und Gemüse wird auf einer heißen Eisenplatte mithilfe von "Hera", einem flachen Spachtel, gegessen; und es gibt sie in verschiedensten Varianten. Mehr zu diesem leckeren Gericht unter http://okonomiyaki.or.jp/e/
Teil 6: Kyoto ↑
Kyoto ist für fünf Tage unsere Basis für Ausflüge in die Region: Wir besuchen bei schweißtreibenden 31°C den Tempelpark in Nara, wandern am Fushimi Inari-Taisha-Schrein durch tausende orangeroter Torii den Berg hinauf, laufen bei Nieselregen durch den Bambuswald in Arashiyama, bestaunen den goldenen Kinkaku-ji Tempel, besuchen die Schlösser in Himeji und Osaka; und erkunden am letzten Tag zuerst das Kyoto Railway Museum und später bei strahlendem Sonnenschein zu Fuß den Imperial Palace, die Innenstadt und die Gegend am Fluss Kamo und blicken zum Schluss dem Sonnenuntergang auf dem Kyoto Tower entgegen. Nach diesen fünf Tagen ist nun auch die Halbzeit unseres Urlaubs erreicht.
Was ich gelernt habe: Kyoto, was soviel wie "Hauptstadt" bedeutet, war bis ins späte 19. Jahrhundert der Sitz des japanischen Kaiserhauses. 1868 zog Kaiser Meiji nach Tokyo ("östliche Hauptstadt") um - nur ein Teil der grundlegenden Veränderungen, die das vormals von der Welt abgeschottete Land unter ihm vollzog; siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Meiji-Zeit.
Was ich wieder machen würde: Osaka besuchen - dafür blieb uns nur ein halber Tag; auf der Hop-on-Hop-off-Tour konnten wir etliche Bezirke entdecken, die lohnenswert zu erlaufen aussahen. Außerdem noch einmal auf den Berg Inari durch die Torii laufen; vielleicht wenn es etwas kühler ist 🙃
Teil 7: Gora & Fuji ↑
Der Shinkansen bringt uns nach Odawara. Von dort aus geht es mit Japans einziger Gebirgsbahn (deren Züge unter anderem "Bernina" und "St. Moritz" heißen) nach Gora. In dem kleinen Ort selbst ist nicht viel los - nachdem wir ein bisschen herumgelaufen sind, bleibt noch das Bier auf dem Hotelzimmer. Am nächsten Tag geht es per Bus weiter nach Kawaguchi-ko am Fuße vom Mt. Fuji. Leider ist es bewölkt, und die Sicht ist komplett verschleiert. Später am Tag haben wir aber doch noch Glück, die Abendsonne kann die Wolken vertreiben, und wir haben für eine halbe Stunde einen tollen Ausblick auf diesen majestätischen Berg!
Was ich gelernt habe: In Japan steigt man im Bus (und in der Straßenbahn) hinten ein, und bezahlt dann beim Hinausgehen (am besten passend!), siehe auch https://www.japan-guide.com/e/e2015.html. Das scheint einen Effizienz-Grund zu haben; beim Recherchieren bin ich allerdings auf nichts gestoßen, was das belegen würde.
Was ich wieder machen würde: Im Hotel wieder ein Zimmer im "japanischen Stil" buchen. Dort liegt die Matratze direkt auf dem Boden, und der Tisch und die Stühle sind in der Höhe für das Sitzen im Schneidersitz ausgelegt. Trotz der simplen Inneneinrichtung ist das ganze sehr gemütlich!
Teil 8: Matsumoto ↑
Morgens stehe ich um 04:30 zum Sonnenaufgang auf, um nochmals einen komplett wolkenfreien Blick auf Mt. Fuji zu erhaschen. Nach dem Frühstück geht es weiter nach Matsumoto in den japanischen Alpen. Die Stadt wirkt bescheiden, kann sich aber auf den zweiten Blick durchaus sehen lassen: Ein tolles Schloss, eine gemütliche Innenstadt und - wie wir später noch gelernt haben - das Zentrum der Craft-Beer-Braukunst der Region. Am nächsten Tag brechen wir Richtung Tsumago-juku auf. Dieser Ort besteht noch komplett aus historischen Holzhäusern, ein toller Kontrast zur sonst so modernen Bebauung.
Was ich gelernt habe: Neben Tempeln gibt es in Japan in Städten kaum historische Gebäude - ein Großteil der Architektur ist brutalistisch-funktional aus den 60er Jahren. Das hat seinen Hintergrund im akuten Platzmangel gepaart mit der Anforderung nach Erdbebensicherheit.
Was ich wieder machen würde: In dieser Gegend wandern. Von Tsumago aus sind es knapp vier Kilometer zum Bahnhof zurück (auf der Hinfahrt hatten wir den Bus genommen). Die Landschaft ist der Hammer: Tiefe Täler, durch die reißende Ströme mit klarem Gebirgswasser fließen, ringsherum bis obenhin grünen Berge, hinter denen schneebedeckte 3000er hervorschauen
Teil 9: Nagano ↑
Am Montagabend erreichen wir Nagano. Um den Bahnhof herum fühlt es sich sofort vertraut an - ein modernes Empfangsgebäude mit integriertem Einkaufszentrum, Starbucks und Food Court; davor Busse, Taxis, Hochhäuser und Neonreklame. Am nächsten Tag setzen wir uns in den Shinkansen und fahren eine halbe Stunde bis an die Westküste. Die beiden verschlafenen Orte am japanischen Meer, die wir dort besuchen, haben nicht viel zu bieten; nicht mal einen Badestrand. Später am Nachmittag fahren wir mit der Regionalbahn durch die landschaftlich tolle Gegend am Mt. Myoko. Am späten Nachmittag kommen wir zurück nach Nagano und laufen durch die Stadt zum beeindruckenden Zenko-ji Tempel.
Was ich gelernt habe: Shinkansen-Züge sind nur sehr bedingt geeignet, Japan landschaftlich zu erkunden. Große Teile der Strecken sind durch Tunnels geführt oder mit hohen Schallschutzwänden versehen. Zum Sightseeing muss man auf die langsamen Verbindungen umsteigen!
Was ich wieder machen würde: Am frühen Abend Tempel besuchen. Oft sind die Gelände frei zugänglich wie hier in Nagano; dann ist es dort nicht mehr überlaufen, und eine friedliche Stimmung beginnt einzusetzen.
10. und letzter Teil: Sapporo ↑
Auf dem Weg auf die nördlichste Insel Japans, Hokkaido, unterqueren wir im weltweit zweitlängsten Tunnel das Meer. Später abends treffen wir in Sapporo ein. Den ersten Tag nutzen wir das gute, aber merklich kühlere Wetter aus und unternehmen einen Ausflug nach Otaru, einer Hafenstadt, und Yoichi, wo wir die Nikka Whisky-Destillerie besuchen. Am Nachmittag erkunden wir Downtown Sapporo; und auf dem Nachhauseweg genießen wir noch die nächtliche Sicht auf das Lichtermeer der Stadt vom Sapporo Tower aus. Am zweiten Tag schauen wir uns das Biermuseum an und fahren am Nachmittag noch mit dem Zug Richtung Norden, um noch etwas von der Landschaft zu sehen. Dort erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Tour; und heute Abend nun das Ende derselbigen.
Was ich gelernt habe: Hier in Sapporo wurde 1876 das erste Bier Japans gebraut. Der Braumeister hatte auf einer privaten Reise nach Europa in Deutschland den Tipp bekommen, sich zum Braumeister ausbilden zu lassen. Als er nach Japan zurückkehrte, gründete er die Brauerei.
Was ich wieder machen würde: Nach Japan reisen. Es gibt ja doch das eine oder andere, was wir auslassen mussten; und Orte, an denen ich gerne mehr Zeit gehabt hätte, mich auch mal abseits der Sehenswürdigkeiten umzusehen.